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Das Umweltzentrum Caput Insulae
Im Jahr 1993 haben einige Idealisten und Naturschützer das Umweltzentrum
Caput Insulae in Beli gegründet. Der hinter dem Zentrum stehende, nicht
staatliche Verein setzte sich vor allem für den Schutz der auf Cres in
freier Natur lebenden Gänsegeier ein. Darüber hinaus trat das Team von
Caput Insulae für die Bewahrung des natürlichen und kulturhistorischen
Erbes des Nordteils der Insel, der Tramuntana, ein. Den Namen Caput
Insulae haben die Umweltschützer vom römischen Namen für Beli
übernommen. Damit wollte der Verein seine Bemühungen um einen
ganzheitlichen Natur- und Kulturschutz unterstreichen. Foto: April 2001
Lediglich einige wenige Mitarbeiter
waren fest angestellt, außerdem gab
es in dem Umweltzentrum meist einen für ein Jahr dort arbeitenden
Öko-Freiwilligen. So war es auch während unseres Aufenthalts im Frühjahr
2001 gewesen. Das Team stellte sich täglich einer Vielzahl
unterschiedlicher Aufgaben. Im Umweltzentrum wurden Besucher empfangen,
die sich die Ausstellung rund um die Natur und vor allem die Gänsegeier
ansehen wollten. Meist begleitete mindestens ein Mitarbeiter des Vereins
diese Gäste durch die Ausstellungsräume, die mit erlesenem Bildmaterial
ausgestattet waren. Foto: April 2001
Ferner zeigten die Umweltschützer ihren Besuchern gern das
Rehabilitationsgehege mit den gefiederten Pflegegästen, das sich
ebenfalls auf dem Gelände des Umweltzentrums befand. Als wir in Beli
gewesen sind, haben vier Gänse- und ein Ohrengeier in jener Voliere
gesessen. Die von den Umweltschützern beherbergten Vögel mussten
regelmäßig versorgt und die Voliere gereinigt werden, was in den
Aufgabenbereich der Helfer und der Vereinsmitglieder fiel. Außerdem
mussten die Umweltschützer ständig das Haus in Stand halten. Weil das
Gebäude recht alt war, gab es immer etwas zu tun. Hinzu kamen
administrative und bürokratische Dinge, denn der Verein erhielt nur dann
Geld für seine Projekte, wenn sich die einzelnen Mitglieder nach Kräften
um Sponsoren und Fördergelder bemühten. Foto: April 2001
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Neben diesen Aufgaben in und um das Umweltzentrum
stand klassische
Feldforschung auf dem Programm der Vogelschützer. Vor allem im Frühjahr
fanden regelmäßig Zählungen der Gänsegeierbrutpaare statt, für die
kleine Teams mit Booten aufs Meer hinaus fuhren, um mit Hilfe von
Ferngläsern die Klippen nach Horsten abzusuchen. In unwegsamen und
steilen Waldstücken kletterten die Naturschützer Hänge hinab, um von
bestimmten Stellen aus das Brutgeschäft der großen Greifvögel beobachten
zu können, ohne die Tiere zu stören. Sobald die Jungvögel alt genug
waren, wurden sie beringt. Dies stellte eine enorme körperliche
Anstrengung für die Vogelschützer dar, denn die Horste sind in den
Steilwänden nur dann zu erreichen, wenn man sich mit einer
professionellen Kletterausrüstung zu ihnen abseilt - eine gefährliche
Aufgabe, die nur von geübten Kletterern ausgeführt werden konnte. Dagegen
waern die Beobachtungstouren zu einer extrem windigen und im
Winterhalbjahr deshalb sehr kalten Bergkuppe bei Sv. Bartholomej, siehe
Foto oben rechts, vergleichsweise harmlos. Foto: April 2001
Da es sich um einen nicht staatlichen Verein handelte, haben die
Mitarbeiter damals, als wir das Umweltzentrum besucht haben, keine
festen Gehälter bezogen. Sie haben von dem gelebt, was sie an
Fördergeldern für die Projekte erhalten haben - was mitunter sehr wenig
war. Nur echte Idealisten halten es an diesem abgeschiedenen Ort
ohne Heizung im Schlafzimmer, ohne kulturelle Unterhaltungsmöglichkeiten
und ohne Großstadt in der Nähe sowie ohne festes Einkommen über einen
längeren Zeitraum aus. Deshalb habe ich beispielsweise für die
permanenten Mitarbeiterinnen Tea und Nadia und ihr Durchhaltevermögen
tiefste Bewunderung empfunden. Foto: April 2001
Viele der oben beschriebenen Aufgaben und etliche weitere Tätigkeiten
konnten damals von freiwilligen Helfern ausgeführt werden. Meine Freunde und ich
sind als solche Helfer zum Umweltzentrum gereist. Man hat uns ein
einfaches Schlafzimmer zugewiesen und wir haben gemeinsam mit anderen
sogenannten Ecovolunteers, also Ökofreiwilligen, die sanitären
Einrichtungen sowie die Küche genutzt. Auch die fest angestellten
Umweltschützer hatten keinen separaten Bereich, sie haben uns herzlich
in ihren Kreis aufgenommen. Wenn wir in der geräumigen Küche für uns
alle eine warme Mahlzeit improvisiert und diese später gemeinsam am
großen Tisch gegessen haben, sind bei mir Jugendherbergsgefühle
aufgekommen. Leider ist es im April 2001 empfindlich kalt gewesen.
Abends haben wir daher mit den anderen Ökofreiwilligen und dem Team von
Caput Insulae vor der einzigen wirklich funktionstüchtigen Heizung im
Haus gesessen: dem Ofen im Aufenthaltsraum. Dort haben heißen wir heißen
Tee bei Gesprächen über Natur- und Artenschutz genossen - es ist für
mich wirklich eine etwas andere Reise gewesen. Foto: April 2001
Sollten Sie an einem solchen ebenso spannenden wie nützlichen
Ferienaufenthalt als freiwilliger Helfer interessiert sein, können Sie
sich auch heute noch an die Greifvogelschützer wenden, denn es werden
nach wie vor Helfer gesucht, auch wenn es nun an anderer Stelle in
Kroatien eine Schutzstation gibt. Es ist immer sinnvoll, sich für Tiere
einzusetzen. Seinen Urlaub damit zu verbringen, ist ein sehr erfüllend
und ich habe es als eine wertvolle Erfahrung erlebt. Zudem hatte ich
niemals zuvor die Gelgenheit, den majestätischen Gänsegeiern so nah zu
kommen wie auf Cres. Vermutlich wird sich eine solche Chance wohl auch
in Zukunft nicht mehr so leicht ergeben. Insofern lohnt es sich für
Tierfreunde und Naturbegeisterte doppelt, als Ökofreiwilliger bei
Schutzprojekten wie diesem mitzuhelfen. Ich würde es gern in Zukunft
wieder tun, dann vielleicht bei einer anderen Tierart. Foto: April 2001
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Doch
nun zurück zur damaligen Station auf Cres und unserem Aufenthalt in
Beli. Da meine Freunde und ich generell großen Spaß an der Beobachtung von
Wildvögeln haben und uns darüber hinaus darauf verstehen, Arten auch
akustisch bestimmen zu können, hat man uns an mehreren Tagen
losgeschickt, um die von der Umweltschutzgruppe markierten Wanderwege
durch die Tramuntana zu erkunden. Auf unseren Wanderungen haben wir an
den Skulpturen, siehe Foto rechts, Halt machen sollen, die in
unregelmäßigen Abständen die Routen säumen. Dort haben wir jeweils 15
bis 20 Minuten verweilen sollen, um sämtliche Vogelarten zu notieren,
die wir in der näheren Umgebung gesehen oder gehört haben. Diese Aufgabe
hat der Vorbereitung einer Wanderbroschüre mit Informationen zu den
jeweils an den einzelnen Stellen vorkommenden Vogelarten gedient.
Darüber hinaus haben wir entlang der Wege ständig auf Schlangen oder andere
Tiere achten sollen, da das Team von Caput Insulae stark daran
interessiert gewesen ist, eine möglichst vollständige Liste der auf Cres
vorkommenden Spezies zu erstellen. Uns ist in diesem Zusammenhang
zweimal die Sichtung eines Teichhuhns (Gallinula chloropus) an
einem Tümpel gelungen, an dem diese Art bis zu diesem Zeitpunkt nicht
heimisch gewesen ist.
Wann immer wir wilde Gänsegeier zu Gesicht bekommen haben, haben wir
nach eventuell vorhandenen Flügelmarkierungen Ausschau gehalten. Leider
haben wir kein markiertes Tier, obwohl viele Geier über unseren Köpfen
am Himmel ihre Kreise gezogen haben. Ohne Ferngläser sind solche
Beobachtungen nicht durchführbar, deshalb sollten Naturbegeisterte eine
gute Optik mit in den Urlaub nehmen. Ferner haben wir von der bereits
erwähnten windigen Bergkuppe aus die Geierhorste in den Steilwänden mit
dem Spektiv (Fernrohr) beobachtet. Dabei haben wir unter anderem
gesehen, wie ein Altvogel sein Jungtier gefüttert hat.
Ein besonderes Erlebnis hat für mich die Bootsfahrt zu den Klippen
dargestellt. Seefest sollte man allerdings schon sein, wie ich leider
feststellen musste. Mir ist bedauerlicherweise übel geworden, da das
Meer nicht gerade ruhig gewesen ist. Aber der Anblick der fast senkrecht
vor uns empor ragenden Klippen, in denen sich Geierhorste befunden
haben, ist alles andere als alltäglich gewesen und er hat mich die
Übelkeit schnell vergessen lassen. Auch unsere Stippvisite per Boot in
einer kleinen Höhle in einer der Steilwände, siehe Foto oben rechts, hat
für mich persönlich zu den Höhepunkte meiner Reise nach Cres gehört. Das
smaragdgrüne bis türkblaue Wasser unter uns wirkte, als würde es in
seiner verschwenderischen Farbenpracht regelrecht explodieren. In der
Höhle leben einige überaus scheue Felsentauben (Columba livia),
die hastig die Flucht ergriffen haben, als wir uns ihnen mit unserem
Boot genähert haben. Sie sind einige der wenigen noch in ihrem
ursprünglichen Lebensraum beheimateten Vorfahren der Stadttauben.
Im Internet ist das Projekt auf der folgenden englischsprachigen Seite
zu finden:
Beli Visitor Centre and Rescue Centre for Griffin Vultures.
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