Startseite |
Kultur und ReligionAuf Trinidad & Tobago leben Menschen unterschiedlicher Herkunft dicht beieinander, sodass viele verschiedene kulturelle Einflüsse allgegenwärtig sind. Auf Tobago leben überwiegend dunkelhäutige Menschen, außer ihnen trifft man dort nur wenige indischstämmige Einwohner sowie einige europäischstämmige Bewohner an. Etwa die Hälfte der Bewohner Trinidads stammt von Indern ab, sodass der Hinduismus Land und Leute unverkennbar geprägt hat. Aber auch einige Moslems befinden sich unter den indischstämmigen Menschen. Die dunkelhäutigen Bewohner der Inseln stammen größtenteils von afrikanischen Sklaven ab, die einst von den Kolonialherren in die Karibik verschleppt worden sind. Von der Lebensart oder Religion Trinidads und Tobagos kann mal also aufgrund der Fülle der Einflüsse nicht sprechen. Einige Aspekte, die ich persönlich für wichtig halte und vor Ort kennen gelernt habe, stelle ich in diesem Kapitel vor. Folgende Themen finden Sie weiter unten: Parang, die etwas andere Weihnachtsmusik Ich solle etwas Rotes anziehen und mich ein wenig herausputzen, hatte Licoln, mein Gasteber auf Tobago, an einem Samstagabend im November 2004 gesagt, weil wir zusammen zu einem Parang-Konzert gehen wollten. Ein Weihnachtskonzert sollte es sein, so viel hatte ich vorher von ihm erfahren. Weil Rot die Weihnachtsfarbe ist, war natürlich auch der Hinweis zur Kleiderordnung für mich gleich nachvollziehbar. Dass jenes Konzert jedoch so fröhlich und ausgelassen sein würde, hätte ich im Vorfeld nicht vermutet. Parang ist eine Musikrichtung, deren Wurzeln aus dem nahen Venezuela stammen, folglich werden die meisten Lieder auf Spanisch vorgetragen. Die Musik ist beschwingt und voller Lebensfreude, sie klingt für das Ohr eines Europäers überhaupt nicht weihnachtlich. Einzig die Texte lassen einen Bezug zum christlichen Fest erahnen, sofern man Spanisch versteht. Vor Weihnachten finden auf beiden Inseln regelmäßig Wettbewerbe zwischen Parang-Bands statt, die an verschiedenen Orten Open-Air-Konzerte geben. Meist werden diese Veranstaltungen meist am Wochenende abgehalten, da sie bis tief in die Nacht dauern. Zu der Musik wird ausgelassen getanzt und das Carib, das einheimische Bier, fließt in Strömen. Ich habe es als einzigartige Erfahrung empfunden, zu dieser beschwingten Weihnachtsmusik abends in der warmen Tropenluft unter dem Sternenhimmel das Tanzbein zu schwingen. Mit Worten lässt sich Parang schwer beschreiben. Man muss diese Musik und das ausgelassene Drumherum am besten selbst erleben, um es verstehen zu können. Steeldrum-Musik Auf Trinidad und Tobago hört man sie überall: die Steeldrum-Musik. Es ist beeindruckend, welch schöne Töne die einheimischen Musiker den zu Musikinstrumenten umgearbeiteten Ölfässern (pans) entlocken können. Trinidad ist die Urheimat dieser ungewöhnlichen Instrumente, in Port of Spain gibt es die größte Musikerdichte des Landes. An fast jedem Abend probt irgendwo eine Band, diese Proben sind meist öffentlich und man kann sich dort in den Stil der jeweiligen Gruppe einhören. Natürlich gibt es auch auf Tobago Steelbands, einige von ihnen treten regelmäßig in den größeren Hotels auf. Mir persönlich haben es die Katzenjammers aus Black Rock besonders angetan, deren Livemusik ich während meines Urlaubs im Sommer 1999 mehrmals erleben durfte. Auf Youtube gibt es diverse Videos, wie beispielsweise dieses namens "KatzenJammers Steel Band Tobago" oder "katzenjammers Steel Orchestra". Foto © Uwe Post Take it easy - die lockere Mentalität Viele Menschen aus Deutschland sind oft hektisch, überpünktlich und nicht ganz so spontan - das wird einem schlagartig bewusst, wenn man einige Zeit auf Trinidad und Tobago verweilt und das dort herrschende Lebensgefühl kennen lernt. Hektik ist den meisten Leuten fremd, einzig in der Hauptstadt Port of Spain geht es ziemlich geschäftig zu. Aber Achtung: Obwohl "no problem" (kein Problem) zu den häufigsten Aussagen gehört, die man auf den Inseln zu Ohren bekommt, ist jedoch nicht alles erlaubt. Platte Anmachsprüche empfinden die einheimischen Frauen ebenso als Belästigung wie Europäerinnen es tun würden, und auch allzu freizügige Kleidung oder gar Nacktbaden am Strand gehören sich auf Trinidad und Tobago nicht. Einige Einheimische rauchen Marihuana, was nicht zur Nachahmung empfohlen ist, denn es ist auf Trinidad und Tobago verboten. Obwohl das karibische Lebensgefühl eher locker ist, versteht das Gesetz in Bezug auf Drogenbesitz und -missbrauch keinen Spaß. "Grass" ist zwar vielerorts zu haben, aber man sollte lieber nicht zugreifen, denn es wäre möglich, dass man sonst im schlimmsten Fall eines der Gefängnisse des Landes von innen kennen lernt. Tapia-Häuser - die traditionellen Bauten auf Trinidad In der Nähe der Ortschaft Blanchisseuse habe ich einige sogenannte Tapia-Häuser gesehen. Diese Häuser bestehen aus Holz und vor allem aus Lehm. Gedeckt sind viele dieser auf Stelzen stehenden Bauten heutzutage mit simplem Wellblech, was nicht zu den Naturprodukten passt. Die beiden natürlichen Baustoffe sind vergleichsweise leicht und vor allem günstig zu beschaffen gewesen, weshalb früher fast alle Häuser daraus errichtet worden sind. Selbst an warmen Tagen bleibt es in Tapia-Häusern vergleichsweise kühl, weil Lehm und Holz die Hitze draußen halten. Heutzutage werden kaum noch traditionelle Tapia-Häuser gebaut, denn Lehm gilt als Baustoff sehr armer Leute. Deshalb werden neue Häuser in aller Regel aus Zement errichtet, wie es in größeren Ortschaften und Städten schon seit geraumer Zeit üblich ist. Hinduismus Vor allem auf Trinidad spielt der Hinduismus, eine aus Indien stammende Weltreligion, eine bedeutende Rolle. Die vielen auf der Insel lebenden Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaft haben einige prächtige Tempelanlagen errichtet. Eine der spektakulärsten Anlagen befindet sich in der Nähe der Ortschaft Waterloo, die im Westen Trinidads liegt. Einige hundert Meter weit im Meer gelegen, steht dort der Hindu-Tempel Sewdass Sadhu Mandir. Bereits vor vielen Jahrzehnten hat an jener Stelle ein Tempel existiert, der nach seinem Verfall im Jahr 1930 wieder aufgebaut worden ist. Seitdem zieht er zahlreiche Pilger - teils auch aus dem Ausland - an. Besonders beeindruckend ist darüber hinaus die Tempelanlage in Carapichaima ganz in der Nähe des Dorfes Freeport, das ebenfalls im Westen Trinidads gelegen ist. Im Jahre 2003 ist eine knapp 26 Meter hohe Statue fertiggestellt worden, die den Affengottes Hanuman zeigt. Sie wird auch als die Hanuman Murti bezeichnet und ihre Einweihung hat am 9. Juni jenes Jahres stattgefunden. Diese Statue soll die höchste ihrer Art außerhalb Indiens sein. Hanuman ist für die Hindus eine bedeutende Gottheit, der tapfere Affenkrieger spielt im indischen Volksepos "Ramayana" eine entscheidende Rolle, weil er selbstlos für den tapferen Prinzen Rama gekämpft hat. Die Hanuman Murti auf Trinidad ist - wie fast alle hinduistischen Statuen - äußerst farbenfroh und allein schon aufgrund ihrer Größe sehr faszinierend anzusehen. Auch der Rest des Tempelkomplexes ist einen Besuch wert, nicht nur für die einheimischen Hindus.
|