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Main Ridge Forest Reserve (Tobago)

Pflanzengemeinschaft im Regenwald, Main Ridge Forest Reserve, TobagoDurch den zentralen Teil Tobagos erstreckt sich ein etwa 29 Kilometer langer Gebirgsrücken (Main Ridge), dessen maximale Höhe circa 600 Meter beträgt. Dichter, an manchen Stellen sogar noch weitestgehend unberührter tropischer Regenwald bedeckt seine Hügel und Hänge. Wer auf der Insel seinen Urlaub verbringt und sich für diesen einzigartigen Lebensraum interessiert, sollte einen Ausflug in den Wald unternehmen und den einzigen Wanderweg namens Gilpin Trail - zumindest teilweise - erkunden. Dieser Pfad ist kein Rundweg, man muss ihn also wieder in umgekehrter Richtung entlang gehen, wenn man zum Ausgangspunkt zurückkehren möchte. Entlang dieses Weges gibt es viel zu entdecken, denn er führt mitten ins Herz der üppigen Vegetation, vorbei an Wasserfällen und großen Bambushainen sowie vielen Blüten, die im schattigen Bodenbereich des Waldes gedeihen.

Seit 1776 steht ein Teil des Regenwaldes unter Schutz, dieses Gebiet wird Main Ridge Forest Reserve genannt. Es ist das am längsten geschützte Stück Regenwald der westlichen Hemisphäre, auf Tobago ist der Erhalt der Natur bereits von den Kolonialherrschern gefördert worden. Dieser besondere Status hat den Wald jedoch leider nicht vor der entfesselten Naturgewalt des Hurrikans Flora schützen können, der im Jahre 1963 über Tobago hinweg gefegt ist. Im Forest Reserve hat der Wirbelsturm massive Schäden an der Vegetation verursacht. Zahlreiche Tiere sind durch ihn ums Leben gekommen. Eine Kolibriart, der auf Tobago nur in diesem Waldgebiet beheimatete Weißschwanz-Degenflügel (Campylopterus ensipennis), hat man nach dem verheerenden Sturm zunächst nicht mehr auffinden können und sie deshalb für ausgestorben erklärt. Glücklicherweise sind aber einige Jahre später etliche dieser seltenen Vögel wieder entdeckt worden. Wie durch ein Wunder hatten einige Individuen dieser filigranen Spezies die heftigen Winde überstanden.

Der Wald im Main Ridge Forest Reserve auf TobagoIm Main Ridge Forest Reserve findet man nahezu dieselben Pflanzenarten wie im Amazonasbecken. Der Grund hierfür ist, dass Tobago und die größere Schwesterinsel geografisch zum südamerikanischen Festland gehören und nicht etwa zu den Antillen, wie man es zunächst vermuten würde, wenn man eine Landkarte der Region betrachtet. Früher hat es zwischen Trinidad, Tobago und dem südamerikanischen Kontinent keine Barriere gegeben, alles ist eine zusammenhängende Landmasse gewesen. Erst als gegen Ende der letzten Eiszeit durch das Abschmelzen der Gletscher der Meeresspiegel angestiegen ist, sind Trinidad und Tobago vom Festland getrennt worden - ihr Status als Inseln hat begonnen. Auf den Eilanden sind damals sämtliche Tier- und Pflanzenarten isoliert worden und sie haben auf den Inseln problemlos weiter existieren können. Aus diesem Grunde finden sich noch heute auf Trinidad und Tobago viele Spezies, deren eigentliche Heimat das südamerikanische Festland ist.

Geißelspinne (Damon variegatus)Anders als auf Trinidad kommen auf Tobago keine giftigen Schlangenarten vor, was aufgrund der einstigen Landbrücke und der geografischen Nähe zum Amazonasgebiet mit seinen vielen unterschiedlichen Giftschlangen sehr erstaunlich ist. Ängstliche Zeitgenossen brauchen sich auf Tobago im Regenwald also nicht vor Giftschlangen zu fürchten, zumal Schlangen meist ohnehin mehr Angst vor den Menschen haben als umgekehrt. Kriecht einem dort einmal eine Schlange über den Weg, so sollte man nicht in Panik zu geraten. Im Regenwald leben übrigens auch Spinnentiere wie die Geißelspinne (Damon variegatus), die auf den ersten Blick wie Skorpione aussehen, siehe Foto rechts. Aber genau wie die Schlangen halten sich die meisten großen Spinnentiere lieber im Verborgenen auf und sind überwiegend nachtaktiv. Meist bekommt man sie also nicht zu Gesicht, wenn man im Wald eine Wanderung unternimmt.

Mich persönlich haben die unzähligen stechwütigen Moskitos übrigens erheblich mehr als jeglicher Gedanke an Schlangen oder Spinnen erschreckt. Die lästigen, kleinen Blutsauger stürzen sich auf jeden Wanderer, der im Regenwald eine Weile reglos an einer Stelle verharrt. Gegen diese Mückeninvasion hilft es, sich mit Mitteln einzureiben oder einzusprühen, die die kleinen Schmarotzer abwehren. Ich habe mit vor Ort gekauftem Citronellaöl gute Erfahrung gemacht, mit dem ich vor allem meine Kleidung eingesprüht habe. Das von vielen Leuten geschätzte, aus Deutschland mitgebrachte Autan hat die Moskitos nicht so gut im Zaum gehalten wie das ätherische Zitronenmelissenöl, das man in Trinidad und Tobago in Apotheken und Supermärkten für ein paar TT$ kaufen kann. Trägt man keinen Hut, so sollte man sich bei einer Wanderung durch den Regenwald einige Tropfen Citronellaöl ins Haar streichen, da sich die Moskitos sonst auch gern auf dem Kopf niederlassen und heißhungrig die Kopfhaut attackieren.

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Lichtung im Regenwald, Main Ridge, TobagoMit einem Mietwagen kann man leicht selbst zu jenem Ort fahren, an dem der einzige Wanderweg, der bereits weiter oben erwähnte Gilpin Trail, in den Regenwald führt. Wer dort die Natur auf eigene Faust erkunden will, wird bei sehr genauem Hinsehen vermutlich einige scheue Tiere und Vögel zu sehen bekommen, da diese vor größeren Gruppen schneller flüchten als vor ruhigen Einzelpersonen. Geführte Gruppenwanderungen, wie ich sie mit jeweils einmal mit Peter Cox und mit David Rooks erleben durfte, haben jedoch ihre unbestreitbaren Vorteile. Naturführer wie diese beiden Herren kennen sich bestens mit der einheimischen Flora und Fauna aus. Sie zeigen den Tourteilnehmern viele interessante Details, die man bei einer Wanderung ohne Führer sehr wahrscheinlich übersehen würde. Eine englischsprachige Liste mit Kontaktdaten lokaler Naturführer, von denen einige auf die Beobachtung von Vögeln spezialisiert sind, findet sich auf der Webseite Mytobago.info.

Grünes Dickicht im Regenwald, Main Ridge, TobagoBetritt man den Regenwald, so wird man augenblicklich von feuchter Luft umfangen, die an den meisten Tagen ein wenig kühler wirkt als die Luft außerhalb des Waldes. Unter dem Kronendach der riesigen Bäume herrscht ein anderes Klima als anderenorts auf Tobago. Die Luftfeuchtigkeit von etwa 90 Prozent macht das Wandern zu einer schweißtreibenden Angelegenheit, sofern man es zu eilig hat. Der Weg führt streckenweise über hohe Stufen, an anderen Stellen ist er stark matschig, weil es in dem Gebiet häufig regnet. Es ist daher wichtig, unempfindliches oder wasserdichtes Schuhwerk zu tragen, das ein Schlammbad vertragen kann. Hervorragend für solche Wanderungen geeignet sind übrigens Gummistiefel, die geschäftstüchtige Einheimische direkt vor Ort gegen eine geringe Gebühr verleihen.

Winziger Frosch im Main Ridge Forest Reserve auf TobagoDurch den Wald fließen mehrere Bäche und Wasserläufe, die einige interessante Tierarten beheimaten. Dort lebt unter anderem die recht große, meist braun gefärbte Süßwasserkrabbe Pseudothelphusa garmani garmani, im Englischen "Manicou Crab" genannt. Diese scheue Tierart aufzuspüren, erfordert aber ein wenig Glück und Geduld. Auch andere Tiere wie kleine Fische, Frösche (siehe Foto rechts) oder Wasserinsekten kommen an den Bächen vor. Am besten nimmt man sich ein wenig Zeit und beobachtet aufmerksam einen Bachlauf und seine unmittelbare Umgebung. Meist gelingt so einige schöne Naturbeobachtungen.

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Männlicher Prachtpipra (Chiroxiphia pareola) im Main Ridge Forest Reserve auf TobagoIm Regenwald liegt ein eigentümlicher, angenehm frischer Geruch in der Luft. Er erinnerte mich an den Duft von Farn, den man zwischen den Fingern zerdrückt - was aufgrund vielen verschiedenen dort gedeihenden Farngewächse nicht weiter verwunderlich ist. An manchen Stellen ist der Regenwald still, an anderen schallt Vogelgesang, zum Beispiel das Lied der Trauerdrossel (Turdus albicollis), durch das üppige Grün. Leider sieht man die Tiere im tiefen Pflanzendickicht aber nur selten. Auf der Webseite Xeno-canto.org finden Sie Hörbeispiele des schönen Gesangs dieser Spezies. Mit sehr viel Glück erblickt man im Regenwald einen der wunderschönen Prachtpipras (Chiroxiphia pareola, siehe Abbildung in diesem Absatz). Die Männchen dieser Vogelart werben ganz besonders originell um die Weibchen, indem sie in kleinen Gruppen an bestimmten Plätzen gemeinsam "tanzen".

An einer bestimmten Stelle in der Nähe hoher Bambusstängel befindet sich das Gebiet, in dem der seltene Weißschwanz-Degenflügel (Campylopterus ensipennis) glücklicherweise noch heute heimisch ist. Diese flinken Vögel im Flug zu sehen, ist etwas ganz Besonderes. Sie rasen in einem geradezu atemberaubenden Tempo durch die Luft, wobei ihre auffälligen weißen Schwanzfedern im Wind wippen und weithin sichtbar sind. Weil sie sehr territorial sind, sitzen diese Vögel meist am selben Platz und halten Ausschau nach Artgenossen, die es wagen, in ihr Revier einzudringen. Geschieht dies, reagieren sie mit energischen Rufen und akrobatischen Flugeinlagen, um die Eindringlinge zu vertreiben.

Epiphytenbewuchs im Regenwald im Main Ridge Forest Reserve auf TobagoVielerorts im Regenwald hängen von den alten Baumstämmen lange Luftwurzeln und Pflanzen herab, die sich im Holz der Rinde verwurzelt haben. Man nennt diese aufsitzenden Pflanzen Epiphyten, viele von ihnen schaden ihren "Trägern" nicht. Zu den Epiphyten gehören unter anderem unterschiedliche Bromelien- und Tillandsienarten. Schaut man genau hin, kann man im Inneren der durch die Blätter von Bromelien gebildeten und mit Wasser gefüllten Trichter Mückenlarven, Würmer und andere Insekten entdecken. Bromelien beherbergen einen wahren Mikrokosmos in den winzigen Tümpeln, die sich in ihren Blattrosetten durch die häufigen Niederschläge bilden. Foto © Uwe Post

Detail einer Helikonien-Blüte (Heliconia bihai) im Main Ridge Forest Reserve auf TobagoAbgesehen von den schönen Kolibris und den stattlichen Regenwaldbäumen, ist auch der über 20 Meter hohe Bambus sehr beeindruckend. Betrachtet man seine Wurzeln und unteren Stammbereiche aufmerksam, kann man dort unter anderem Plattwürmer, Verwandte der Regenwürmer, sowie bunt schillernde Käfer entdecken. Reptilien und Amphibien halten sich ebenfalls gern dort auf. In der Nähe der vielen Helikonienblüten, siehe Detailaufnahme rechts, tummelten sich häufig einige sehr interessante Insektenarten sowie mitunter Kolibris, die den süßen Nektar als Nahrungsquelle nutzen. Der wohl imposanteste Anblick des Regenwaldes ist der eines fliegenden Blauen Morphofalters (Morpho peleides), der von der Sonne angestrahlt wird. Diese handtellergroßen, metallisch blau glänzenden Falter gehören zu den schönsten Tieren in diesem Lebensraum.

Junger Bronzekiebitze (Vanellus chilensis) im Main Ridge Forest Reserve auf TobagoWer nach der Wanderung durch den Regenwald nicht gleich zurück in die Küstenregionen fahren möchte, der kann einige hundert Meter westlich des Eingangs zum Gilpin Trail an einer kleinen Schutzhütte anhalten. Einheimische Frauen verkaufen dort frische Fruchtsäfte sowie selbst gebackenen Kuchen. Es wäre in Deutschland sicher undenkbar, dass hausgemachter Kuchen am Eingang eines Naturschutzgebiets verkauft wird. Ein Glück, dass es auf Tobago erlaubt ist, denn der Kuchen ist köstlich! Und noch ein Tipp: Am Straßenrand haben oft Bronzekiebitze (Vanellus chilensis) ihre Kinderstube. Wer Glück hat, sieht sogar eines der flauschigen Jungtiere durch das Gras laufen.

 

 

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