Fotoreiseberichte.de - Costa Rica

Startseite

· Costa Rica allgemein
· Kulinarisches
· Reisetipps
· Arenal-Nationalpark
· Caño Negro
  und Río Frio
· Carara-Nationalpark
· Ecocentro Danaus
· Golf von Nicoya
  und Río Tempisque
· Hacienda Barú
  National Wildlife Refuge
· Manuel-Antonio-
  Nationalpark
· La Ensenada
  Wildlife Refuge
· La Fortuna
· La Selva
  Biological Station
· Monteverde
  und Santa Elena
· Osa-Halbinsel
  (Poor Man's Paradise)
· Playa Tortuga
· Trogon Lodge
· San José
· Selva Verde Lodge
· Literatur & Linktipps

Meine Rundreise 2004
  · Teil 1
  · Teil 2

Die Natur Costa Ricas
· Amphibien & Reptilien
· Insekten
· Käfer
· Pazifische
  Unterwasserwelt
· Pilze und Flechten
· Pflanzen
· Säugetiere
· Schmetterlinge
· Spinnentiere
· Vögel
· Andere Tiere


· Datenschutzerklärung

Meine Rundreise durch Costa Rica im Jahr 2004 - Teil 1

Im Unterschied zu den Beschreibungen der Natur und der verschiedenen Orte, die ich bereist habe, ist dieser Teil meines Reiseberichts sehr viel subjektiv verfasst. Er zeigt in chronologischer Reihenfolge die Stationen meiner Rundreise auf, die mich Anfang 2004 als Mitglied einer 14-köpfigen Gruppe vogelbegeisterter Urlauber durch Costa Rica geführt hat. Veranstalter der Reise ist das deutsche Unternehmen Travel-to-nature GmbH gewesen, das unter anderem die Webseite Costa-rica.com betreibt.

Travel to Nature

26. Januar 2004: Anreise und Ankunft in San José

Erste Etappe meiner Rundreise im Jahr 2004: San JoséSchier endlos zog sich die Anreise nach Costa Rica in die Länge. Von Düsseldorf aus flog ich am frühen Morgen des 26. Januar 2004 mit einer Maschine der Iberia erst einmal nach Madrid. Dort hatte ich weniger als eine Stunde Zeit, um in das Flugzeug der Iberia zu steigen, das mich nach Miami, USA, bringen sollte. Nachdem ich quer über das sehr weitläufige Gelände des spanischen Flughafens gerannt war, erreichte ich meinen Anschlussflug gerade noch rechtzeitig sank im Flugzeug abgehetzt in meinen Sitz am Fenster. Der Flug dauerte fast zehn Stunden, die Zeit an Bord schien jedoch aufgrund der guten Filme und des vielen leckeren Essens erstaunlich schnell zu vergehen. Ich war erstaunt darüber, wie gut der Service war, was an Bord von Flugzeugen bei weitem nicht immer der Fall ist.

Blick auf die Wolken über dem AtlantikIn Miami waren die Transitformalitäten nach der Landung glücklicherweise schnell erledigt. Im Vorfeld hatte ich viele Horrorgeschichten über die amerikanische Bürokratie gehört. Mein Sachbearbeiter schenkte mir ein freundliches Lächeln und flirtete sogar ein wenig. Mit einem solch netten Empfang hatte ich nun wirklich nicht gerechnet! Im Aufenthaltsraum des Flughafens saß ich etwas mehr als eine Stunde und wartete darauf, in mein Anschlussflugzeug nach San José steigen zu können. Auch während dieses etwas mehr als dreistündigen Fluges nach Costa Rica bewirtete die Iberia ihre Fluggäste wieder überreichlich. Mir stand der Sinn aber überhaupt nicht danach, Nahrung zu mir zu nehmen, denn in Deutschland war es jetzt zwei Uhr nachts und mein Magen befand sich bereits im Tiefschlaf.

Zum Seitenanfang ↑

Bei der Ankunft in San José war ich sehr erschöpft, denn ich hatte an Bord der Flugzeuge kaum schlafen können. Leider zogen sich die Einreiseformalitäten in Costa Rica ziemlich in die Länge, weil in der Schlange, die ich mit meinem Koffer gewählt hatte, vor mir (natürlich!) jemand beim Schmuggeln erwischt wurde, weshalb erst einmal über eine halbe Stunde gar nichts mehr ging. Ich wusste, dass vor dem Flughafen ein Mitarbeiter des lokalen Reiseveranstalters Mapache Tours auf mich warten würde. Im Geiste sah ich mich schon übermüdet mit einem Taxi durch eine fremde Stadt irren, um zu meinem Hotel zu gelangen, weil der Mapache-Tours-Mitarbeiter mich längst abgeschrieben hatte. Diese finsteren Gedanken rührten jedoch vor allem von meiner Müdigkeit her.

Das Hotel El Sesteo in San JoséDann wurde die Abfertigung der Einreisenden aber zum Glück endlich fortgesetzt und als ich aus dem Flughafengebäude trat, sah ich zum ersten Mal das ansteckend fröhliche Lächeln von Eduardo, einem unserer beiden Reiseleiter. Zusammen mit einer weiteren Mitreisenden hatte er tapfer auf mich gewartet und wir konnten endlich ins Hotel fahren. Im "El Sesteo" angekommen, begrüßte ich noch kurz einige weitere Mitreisende, die im Aufenthaltsraum saßen. Dann gönnte ich mir eine Dusche und ging anschließend sofort ins Bett. Nach über 24 Stunden Anreise war ich viel zu erschöpft, um mich auf dem Hotelgelände umzusehen. Doch ich war mir sicher: Morgen würde die tropische Welt auf mich warten und ich würde sie genießen können, nachdem ich erst einmal genügend geschlafen hätte.

27. Januar 2004: Braulio-Carrillo-Nationalpark und Fahrt zur Selva Verde Lodge

Zweite Etappe meiner Rundreise im Jahr 2004: Selva Verde Lodge bei Puerto Viejo de SarapiquíIm Morgengrauen holten mich fremdartige Vogelgesänge aus einem tiefen Erschöpfungsschlaf. Als ich die ersten Kolibris den neuen Tag begrüßen hörte, war ich sofort hellwach. Bereits vor dem Frühstück schaute ich mich auf dem Hotelgelände um, denn dort schwirrten einige frühe Vögel umher. Ich war nicht allein unterwegs, einige meiner Mitreisenden gesellten sich zu mir und wir begannen auf nüchternen Magen über die beobachteten Spezies zu fachsimpeln und einander kennenzulernen. Ein Mitreisender war besonders hart gesotten, denn er stieg tatsächlich um kurz vor sieben in der Früh in den Pool, was mir erheblich zu kalt gewesen wäre. An jenem Morgen begegnete ich nicht nur dem Rest meiner Reisegruppe, die inklusive meiner Person 14-köpfig war, sondern ich lernte auch Gallo Pinto kennen, die typisch costa-ricanische Frühstücksspeise.

Zum Seitenanfang ↑

Wanderweg mit tropischer Vegetation im Braulio-Carrillo-NationalparkUm acht Uhr machten wir uns auf den Weg in Richtung Selva Verde Lodge, unserer zweiten Unterkunft während der Rundreise. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch den Braulio-Carrillo-Nationalpark, den wir in einer etwa zweistündigen Wanderung teilweise erkundeten. Wir sahen dort Vögel wie Braunrückentukane (Ramphastos swainsonii) und Kolibris, aber auch Schmetterlinge und Blattschneiderameisen. Und natürlich gewannen wir die ersten Tieflandregenwald-Eindrücke. Das üppige Grün und die warmen Temperaturen waren für uns wintergeplagten Mitteleuropäer traumhaft schön.

Zwischenstopp im Restaurant in der Nähe des Braulio-Carrillo-NationalparksNach der eindrucksvollen Wanderung waren wir alle hungrig, weshalb wir in einem kleinen Restaurant einkehrten, das normalerweise vermutlich nur von Einheimischen besucht wird. In uriger Atmosphäre saßen wir auf Holzbänken in einem nach allen Seiten hin offenen, fensterlosen Saal, in dem es trotz des leichten Windes recht warm war. Doch das gehört in Costa Rica dazu. Das einfache, aber sehr leckere Essen wurde auf Bananenblättern serviert und es war eine willkommene Stärkung vor der Weiterreise.

Montezumastirnvogel (Psarocolius montezuma)Auf den Tischen standen überdimensional große Einmachgläser, in denen sich eingelegtes Gemüse befand. Einigen meiner Mitreisenden trieb die Schärfe dieses harmlos aussehenden Gemüses die Tränen in die Augen. Wir lernten: Costa-ricanisches Essen ist für so manchen europäischen Gaumen eine Spur zu scharf. Beim Essen wurden wir von frei laufenden Hühnern und einem Montezumastirnvogel (Psarocolius montezuma), siehe Foto rechts, beobachtet - unsere ersten von vielen weiteren, die noch folgen sollten.

Die Fahrt ging nach dem Mittagessen weiter und am Nachmittag erreichte die aufgrund der Zeitverschiebung und der Hitze etwas angeschlagene Gruppe die zauberhaft schöne Selva Verde Lodge. Rasch waren die Schlüssel verteilt und ich konnte es kaum abwarten, mein Domizil anzuschauen, in dem ich die nächsten zwei Nächte verbringen würde. Von meinem auf Stelzen stehenden Holzbungalow war ich mehr als begeistert, denn er war nicht nur komfortabel eingerichtet, sondern dabei auch ausgesprochen gemütlich.

Zum Seitenanfang ↑

Grünfischer (Chloroceryle americana)Wir gönnten uns eine kurze Verschnaufpause. Dann traf sich die Gruppe wieder, um unter der Führung unserer beiden Guides Jonathan und Eduardo das Hotelgelände zu erkunden. Gebannt lauschten wir den Ausführungen Jonathans, der uns viel Wissenswertes über den Tieflandregenwald erzählte. Außerdem zeigte er uns in der dichten Vegetation Vögel, die unsere (noch) ungeübten Augen glatt übersehen hätten. Vor allem am Ufer des Sarapiquí-Flusses sahen wir in der Zeit vor dem Sonnenuntergang viele Vögel wie die Mangroveschwalbe (Tachycineta albilinea), den Blaureiher (Egretta caerulea) und den zur Familie der Eisvögel gehörenden Grünfischer (Chloroceryle americana), siehe Foto in diesem Absatz. Anschließend lernten wir die fantastische Küche der Lodge kennen. Ausschließlich einheimische Zutaten wandern frisch zubereitet auf die Teller der Gäste. Selten habe ich so gut gegessen wie im Restaurant dieser Lodge.

28. Januar 2004: Selva Verde Lodge / Erkundung der Sarapiquí-Region

Morgennebel an der Selva Verde LodgeEs hatte während der ganzen Nacht geregnet und erst in den frühen Morgenstunden wieder aufgehört. Das Trommeln des Regens auf dem Dach des Bungalows hatte sehr beruhigend gewirkt und ich war deshalb morgens entspannt, die Strapazen der langen Anreise nach Costa Rica hatte ich hinter mir gelassen. Als wir uns um 06:00 Uhr morgens zum ersten Vogelbeobachtungs-Spaziergang trafen, hüllten sich der Fluss und die nähere Umgebung der Hotelanlage in dichte Nebelschwaden. Jedoch löste die Sonne diese Dunstschleier schnell auf und gab den Blick auf die frisch geduschte Regenwaldlandschaft und ihre tierischen Bewohner frei. Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata), Pfeilgiftfrösche, Gelbhosenpipras, Braunschwanzamazilien (Amazilia tzacatl), Montezuma-Stirnvögel (Psarocolius montezuma) und die allgegenwärtigen Bentevis (Pitangus sulphuratus) gehörten zu den Tieren, die wir zu Gesicht bekamen.

Weibliches Dunkelspelzer (Sporophila corvina)Im Anschluss an das Frühstück ging ich eine Weile allein auf dem Gelände des Hotels sowie im nicht weit entfernt liegenden botanischen Garten der Lodge spazieren. Dort beobachtete ich Wasserschildkröten, ein scheues Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata), Libellen, Bischofstangaren (Tangara episcopus), Dunkelspelzer (Sporophila corvina), siehe Foto rechts, Gelbhosenpipras sowie etliche weitere Vogelarten. Im Schmetterlingshaus des botanischen Gartens zogen mich die Passionsblumenfalter der Art Heliconius erato und ihre Verwandten in ihren Bann.

Zum Seitenanfang ↑

Gelbschwanztrupial (Icterus mesomelas)Am frühen Nachmittag machte sich die Gruppe auf zu einem gemeinsamen vogelkundlichen Spaziergang. Unser Fahrer Leandro brachte uns mit dem Bus in die Nähe der Forschungseinrichtung namens La Selva Biological Station. In deren unmittelbarer Umgebung wimmelte es geradezu von Vögeln, darunter Arten wie Rotscheitel-Maskentyrann (Myiozetetes similis), Gelbschwanztrupial (Icterus mesomelas), siehe Foto rechts, Kuhreiher (Bubulcus ibis), Cayenne-Kuckuck (Piaya cayana), Veilchentrogon (Trogon violaceus), Bindenameisenwürger (Thamnophilus doliatus) und verschiedene Baumläuferarten. Die Pflanzenvielfalt war dort nicht minder beeindruckend. Neben farbenprächtigen Wagner'schen Helikonien (Heliconia wagneriana) und Rosa Zwergbananen (Musa velutina) bestaunten wir auch die großen Früchte tragenden Bäume, die viele gefiederte Futtergäste anzogen.

Schwarzguan (Chamaepetes unicolor) im Nebelwald von Santa ElenaIm Anschluss an diesen ruhigen, ausgesprochen schönen Spaziergang suchten wir an der Straße, die nach Puerto Viejo de Sarapiquí führt, die seltenen Bechstein-Aras (Ara ambigua), die auch als Große Soldatenaras bezeichnet werden. Leider gelang es uns nicht, sie aufzuspüren. Stattdessen hörten wir eine Gruppe Finsch-Sittiche (Psittacara finschi) laut rufen. Im dichten Grün der hohen Bäume konnte ich für einen Moment einen dieser schönen Sittiche ausmachen, bevor seine Körperkonturen wieder mit dem Blattwerk verschmolzen. Zurück auf dem Gelände der Selva Verde Lodge angekommen, spazierte ich in der Abenddämmerung noch einmal am ruhig dahin fließenden Sarapiquí entlang und beobachtete dabei einen Drosseluferläufer (Actitis macularius) bei der Nahrungssuche, siehe Foto in diesem Absatz.

29. Januar 2004: Fahrt nach La Fortuna

Dritte Etappe meiner Rundreise im Jahr 2004: La FortunaAm frühen Morgen spazierte ich vor dem Frühstück zunächst allein über das Hotelgelände der Selva Verde Lodge, traf bald aber einige meiner Mitreisenden. Gemeinsam mit ihnen beobachtete ich an der Futterstelle in der Nähe des Speisesaals Montezuma-Stirnvögel, Rotkopf-Stirnvögel (Psarocolius montezuma), Zuckervögel (Coereba flaveola) und eine Carmiolkardinal (Habia carmioli) dabei, wie sie sich an den für sie bereitgelegten Bananen gütlich taten. Nach dem Frühstück blieb mir vor der Weiterfahrt zum nächsten Etappenziel unserer Rundreise noch ein wenig Zeit für einen weiteren Spaziergang auf dem Hotelgelände. Am steinigen Flussufer beobachtete ich eine männliche Sonnenralle (Eurypyga helias) bei der Balz, sah einem Truthahngeier (Cathartes aura) aus nächster Nähe bei der Gefiederpflege zu und lauschte den fröhlichen Liedern der Zaunkönige. Ich muss gestehen, dass mir der Abschied von diesem zauberhaften Ort sehr schwer fiel. Gern wäre ich noch länger dort geblieben. Allein der Gedanke, dass weitere schöne Orte auf meiner Reiseroute liegen würden, tröstete mich, als ich in den kleinen Reisebus unserer Gruppe stieg.

Zum Seitenanfang ↑

Eine Rinderauktion ist in vollem GangeNachdem wir bereits einige Zeit gefahren waren, rückte der Uhrzeiger unaufhaltsam der Mittagszeit entgegen, was wir auch anhand der Leere in unseren Mägen deutlich spürten. Unser Reiseleiter Jonathan schlug vor, wir könnten in einer kleinen Cantina zu Mittag essen, die sich im selben Gebäude befand wie eine Rinderauktionshalle. Dort würden heute sogar Tiere unter den Hammer kommen, erklärte er uns. Das klang spannend, also willigten wir ein und besuchten eine costa-ricanische Rinderauktion. Die übrigens ganz nebenbei bemerkt von Jonathans Schwiegervater geleitet wurde, wie wir vor Ort erfuhren. Unser Mittagessen nahmen wir also zwischen Gauchos und anderen Einheimischen in der kleinen, urigen Cantina ein. Es war einfach, preiswert und lecker - was will man mehr?

  Einige der Rinder, die in der Auktionshalle versteigert wurden   Von einem Steg aus wurden die Rinder vor der Auktion genau betrachtet  
  Einige der Rinder, die in der
Auktionshalle versteigert wurden
  Von einem Steg aus wurden die
Rinder vor der Auktion genau betrachtet
 

Das Hauptgebäude des Hotels Coloso ArenalAm frühen Nachmittag kamen wir in La Fortuna an, der Stadt am Fuße des Arenal, seinerzeit einer der aktivsten Vulkane des Landes. Der Arenal hüllte sich aber zu unserem Bedauern größtenteils züchtig in Wolken, sodass wir keinen Blick auf ihn erhaschen konnten. Unsere Gruppe war aufgrund einer kurz vor Reisebeginn noch erfolgten zusätzlichen Buchung zu groß geworden, deshalb konnten nicht alle Teilnehmer wie geplant in den hölzernen Cabinas einer Hotelanlage untergebracht werden. Gemeinsam mit meiner Mitreisenden Nellie melde ich mich freiwillig, um in das auf der gegenüberliegenden Straßenseite angesiedelte Hotel "Coloso Arenal" auszuweichen. Vom Garten aus hatten wir eine herrliche Aussicht auf den Vulkan - sofern er nicht unter einer dicken Wolkenschicht lag.

Königsboa (Boa constrictor) im Arenal-NationalparkUm die verbleibenden hellen Stunden dieses Tages für eine erste Erkundung der Gegend nutzen zu können, blieb uns keine Zeit, unsere Koffer auszupacken, mir aber nichts ausmachte. Wenige Minuten nach unserer Ankunft in La Fortuna stiegen wir wieder in den Bus und fuhren in strahlendem Sonnenschein zum Arenal-Nationalpark. Die Landschaft ist dort urtümlich und wild, sie faszinierte uns sehr. Während wir am Wegesrand eine Königsboa (Boa constrictor), siehe Foto rechts, bestaunten, zogen über uns bereits die ersten dichteren Wolken zum Vulkan, den man in der Ferne rumpeln hören konnte, wenn man konzentriert lauschte. Wir schenkten den Wolken zu dieser Zeit jedoch noch keine Beachtung, obwohl sie später noch für eine Überraschung gut sein sollten ...

Zum Seitenanfang ↑

Die Gruppe überquert einen Wasserlauf im Arenal-NationalparkWir überquerten südlich des Sendero Las Coladas, einem Wanderweg im Nationalpark, einen Wasserlauf, wanderten durch einen jungen Sekundärwald. Unterwegs beobachteten wir viele Tier- und Pflanzenarten. Im Dickicht des Waldes begegneten wir beispielsweise dem truthahngroßen Rostbauchguan (Penelope purpurascens). Als die Sonne schon tief über dem Arenal-See stand, erreichten wir ein Geröllfeld, das aus erstarrter Lava bestand. Dieses Geröll war noch nicht alt, sodass dort nur wenige Pflanzen wuchsen. Die Abendsonne hüllte die Landschaft in ein warmes, rotes Licht, während sich im Hintergrund die Wolken immer dichter um den Vulkan zogen. Von Zeit zu Zeit wehte der Wind einen beißenden Schwefelgeruch aus dem Schlund der Erde zu uns herüber.

Wolken und Vegetation am späten Nachmittag im Arenal-NationalparkObwohl uns die Landschaft mit ihren von der immer tiefer sinkenden Sonne erzeugten, langen Schatten faszinierte, mahnte unser Reiseleiter Eduardo nach einiger Zeit zur Eile, weil es bald dunkel werden würde und wir aus dem Lavafeld in die Ebene hinabsteigen mussten. Tatsächlich wurde es binnen weniger Minuten dunkler, was allerdings nicht nur an der fortgeschrittenen Uhrzeit lag. Die Wolken rund um den Arenal wurden rasch zusehends dichter und grauer. Als wir durch ein kleines Wäldchen wanderten, mussten wir bereits unsere Taschenlampen einschalten, um den Weg sehen zu können.

Kaum hatten wir eine dahinter liegende Ebene erreicht, hörten wir um uns herum die Rufe der dort heimischen Pauraquenachtschwalben (Nyctidromus albicollis), deren Augen im Schein unserer Taschenlampen geheimnisvoll aufleuchteten. Wir schauten noch ganz fasziniert einer im Lichtkegel entschwindenden Nachtschwalbe nach, als es zu nieseln begann. Wieder mahnte Eduardo besonders eindringlich zur Eile, diesmal sollten wir aber nicht laufen, sondern so rasch wie möglich unsere Regenkleidung überziehen.

Ich hatte meinen Regenponcho gerade erst übergeworfen, da begann es auch schon stärker zu regnen. Als wir einige Minuten später den auf uns wartenden Reisebus erreichten, bemerkten wir, dass ein Ascheregen niedergegangen war. Mein zuvor leuchtend blau gefärbter Poncho war deutlich grauer geworden und von einer Ascheschicht bedeckt. Eduardo, der die Gegend kennt, hatte das gewusst und uns davor bewahren wollen, dass unsere Kleidung sich mit dem Ascheregen vollsaugen würde. Während der Rückfahrt zum Hotel herrschte eine gelöste und fröhliche Stimmung und alle freuten sich nach diesem ereignisreichen Tag auf das Abendessen.

Zum Seitenanfang ↑

30. Januar 2004: Erkundung der Umgebung von La Fortuna

Der Arenal-See am frühen MorgenBereits um 05:30 Uhr trafen Nellie und ich bei unserem Mitreisenden Hans ein, der anders als wir in einer Holz-Cabina wohnte. Hans zauberte eine Tasse Kaffee für uns, die uns für den um 06:00 Uhr beginnenden Morgenspaziergang stärken sollte. Genau genommen stiegen wir zusammen mit der restlichen Gruppe um 06:00 Uhr zunächst einmal in den Bus und fuhren einige Kilometer weit, bevor wir in der Nähe des Ufers des Arenal-Sees auf Vogelpirsch gingen. In den hohen Bäumen sahen wir einen jungen Schwarzguan (Chamaepetes unicolor), außerdem einen Langschwanztyrann (Colonia colonus), einen Rotschwanz-Glanzvogel (Galbula ruficauda), Rabengeier (Coragyps atratus), einen Wegebussard (Rupornis magnirostris), einen Glatzenkopfpapagei (Pionus senilis). Etliche weitere Gefiederte zeigten sich in der Nähe des Sees.

Wegebussard (Rupornis magnirostris)Gegen 08:00 Uhr siegte der Hunger über die Entdeckungslust und wir wollten zum Hotel fahren. Dieser Plan war gut, doch wenn viele begeisterte Vogelbeobachter eine Reise unternehmen, gibt es in Costa Rica immer wieder Verzögerungen: Wir fuhren genau so lange weiter, bis uns einige Moschusenten (Cairina moschata), die wir auf einer Weide neben der Straße erspäht hatten, zum Anhalten "zwangen". Natürlich wollten wir diese Vögel genau betrachten und hielten deshalb an. Der Zwischenstopp lohnte sich, denn ganz in der Nähe lief außerdem eine Rotschnabel-Pfeifgans (Dendrocygna autumnalis) umher. Einige hundert Meter weiter hielten wir erneut an, weil wir Greifvögel und zwei Weißkehl-Elsterhäher (Cyanocorax formosus) sahen. Danach konnten wir endlich die Fahrt zum Frühstücksbuffet fortsetzen. Im Speisesaal des Hotels leisteten uns einige vorwitzige Haussperlinge (Passer domesticus) Gesellschaft, um ein paar herabgefallene Brotkrumen zu erhaschen.

Schmalschnabel-Königstyrann (Tyrannus verticalis)Der Vormittag stand uns zur freien Verfügung, was bei einer Gruppenreise ein wenig Zeit für Unternehmungen auf eigene Faust ermöglicht und was ich sehr begrüßte. Ich spazierte während des Vormittags allein durch La Fortuna und erledigte ein paar Einkäufe. Außerdem schickte ich von einem Internetcafé aus einige Grüße an Daheimgebliebene ab und schaute die Stadt ganz in Ruhe an. Anschließend beobachtete ich im Hotelgarten die vielen verschiedenen Vogelarten, die sich dort aufhielten. An den nektarreichen Blüten der Bäume tummelten sich zum Beispiel Gilbdrosseln (Turdus grayi), Buntkehlsaltatoren (Saltator maximus), balzende Kolibris, Baltimoretrupiale (Icterus galbula), Bentevis (Pitangus sulphuratus), Gelbbauch-Olivtyrannn (Elaenia flavogaster) und Graugelb-Todityrannen (Todirostrum cinereum wetmorei). Auf den Zäunen in der Umgebung machten es sich Rosttäubchen (Columbina talpacoti) bequem und abgebrochene Baumstämme mit Höhlen luden Tovisittiche (Brotogeris jugularis) zu Wohnungsinspektionen ein.

Zum Seitenanfang ↑

Um 14:00 Uhr traf sich die Reisegruppe, um gemeinsam zum Schutzgebiet Ecocentro Danaus in der Nähe von La Fortuna zu fahren. Wie eine Insel inmitten weitläufiger Weideflächen findet sich dort ein intakter, artenreicher Sekundärwald. Er ist ein einzigartiges Refugium für unzählige Tiere und Pflanzen. Auf dem Gelände der Projektgemeinschaft findet sich beispielsweise eine Kolonie der behäbig wirkenden Kahnschnäbel (Cochlearius cochlearius), einer Reiherart. Aber auch andere Tierarten wie Schmetterlinge, Faultiere, Krokodilkaimane (Caiman crocodilus), Pfeilgiftfrösche, große Spinnen und die imposanten Halsbandarassaris (Pteroglossus torquatus) kann man dort beobachten. Am Futterplatz, an dem Bananen ausgelegt werden, finden sich dutzende Vögel gleichzeitig ein und man weiß mitunter nicht, wohin man zuerst schauen soll.

Schwalbenorganiste (Euphonia hirundinacea) und Bischofstangare (Tangara episcopus)
Links ein Schwalbenorganist-Weibchen (Euphonia hirundinacea),
daneben ein Männchen und rechts eine Bischofstangare (Thraupis episcopus)

Abends hofften wir - leider vergeblich - auf eine Wolkenlücke, um die Lavaflüsse des Vulkans betrachten zu können. Aufgrund der schlechten Sicht blieb uns nichts anderes übrig, als auf eine bessere Gelegenheit zu hoffen und uns ausgiebig unserem Abendessen zu widmen.

31. Januar 2004: Tagesausflug zum Río Frío und Caño-Negro-Schutzgebiet bei Los Chiles

Dritte Etappe meiner Rundreise im Jahr 2004: Ausflug ins Caño-Negro-SchutzgebietDa wir erst um 07:30 Uhr zu unserem Tagesausflug nach Los Chiles aufbrechen wollten, blieb mir vor dem Frühstück ein wenig Zeit für einen Morgenspaziergang, bei dem ich in La Fortuna unter anderem Großschwanzgrackeln (Quiscalus mexicanus), Jacarinitangaren (Volatinia jacarina) und Riefenschnabelanis (Crotophaga sulcirostris) zu Gesicht bekam. Unsere Fahrt nach Los Chiles führte uns an einem Baum im Ort Muelle vorbei, auf dem sich mehrere stattliche Grüne Leguane (Iguana iguana) in der Sonne aalen. Wir bestaunten die archaischen Tiere und setzten anschließend die Fahrt in Richtung nicaraguanischer Grenze fort. Nach einer kleinen Stärkung in einem winzigen Lokal, in dem es unter anderem leckere aufgeschlagene Fruchtgetränke gab, bestiegen wir in Los Chiles das Boot, welches uns zum Caño-Negro-Schutzgebiet bringen sollte.

Schmuckreiher (Egretta thula)Die Fahrt führte uns zunächst über den Río Frío, der sehr ruhig dahin fließt und an dem sehr viele Tier- und Vogelarten heimisch sind. Entsprechend kurzweilig gestaltete sich unsere Tour: An den Ufern beobachteten wir viele interessante Spezies, darunter Stirnlappenbasiliske (Basiliscus plumifrons), Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta), schlafende Große Sackflügelfledermäuse (Saccopteryx bilineata) und natürlich jede Menge Vögel. Grünreiher (Butorides virescens), Erz- und Amazonas-Fischer (Chloroceryle amazona), Silberreiher (Ardea alba), Zwergbinsenralle (Heliornis fulica), Amerikanische Schlangenhalsvögel (Anhinga anhinga) und Biguascharben (Phalacrocorax brasilianus) gehören zu den typischen Bewohnern der Uferregionen des Río Frío. Die Abbildung in diesem Absatz zeigt einen der vielen Schmuckreiher (Egretta thula), die in der Region heimisch sind und sich vom Boot aus für gewöhnlich leicht beobachten lassen.

Zum Seitenanfang ↑

Picknick am FlussSo viel Naturgucken macht hungrig. Mittags hielten deshalb wir an einem hübschen Uferabschnitt an, um dort ein Picknick zu veranstalten. Die mitgebrachten costa-ricanischen Speisen schmeckten in der schönen Umgebung doppelt so gut. Wären da nur nicht die vielen Moskitos gewesen! Eine Stunde hielten wir uns am Ufer auf, um unser Mittagessen einzunehmen. Und eine Stunde lang war ich das Mittagessen für unzählige Moskitos. Über 40 stark juckende Stiche zählte ich am Abend, und das trotz Anti-Mücken-Lotion. Aber es war ja zu erwarten, dass in dieser wasserreichen Landschaft viele Moskitos leben würden. Glücklicherweise hat man in Costa Rica keine Malaria-Infektion zu fürchten.

Der See im Caño-Negro-SchutzgebietWährend des zweiten Teils unserer "Flusssafari" fuhren wir in den zentralen See von Caño Negro. Dort sahen wir einen recht stattlichen Krokodilkaiman (Caiman crocodilus) in der Sonne dösen. Außerdem konnten wir Vögel wie den seltenen Dreifarbenreiher (Egretta tricolor), die Schneckenweihe (Rostrhamus sociabilis), Schneesichler (Eudocimus albus), Gelbstirnblatthühnchen (Jacana spinosa) und einen Waldstorch (Mycteria americana) beobachten. Die Rückfahrt nach Los Chiles ging schneller vonstatten als die Fahrt zum See. Von dieser ereignisreichen Beobachtungstour waren wir am Nachmittag ein wenig müde, als wir in unseren Bus einstiegen und nach La Fortuna zurückfuhren. So mancher Vogelfreund schlief im Bus ein, sobald dieser über die Straße zu schaukeln begann.

Doch unsere Entdeckerlust war für diesen Tag noch nicht verschwunden. Voller Optimismus fuhren wir am Abend zur aktiven Flanke des Arenal. Aber wieder sahen wir nur Dunkelheit und keine Lavaflüsse, weil der Vulkan nach wie vor in Wolken gehüllt war. Durchaus ein wenig enttäuscht machten wir uns auf den Weg nach La Fortuna, um in der Stadt zu Abend zu essen. Nellie und ich gönnten uns in einem einheimischen Lokal ein schmackhaftes costa-ricanisches Abendessen und ließen den Tag bei einem eisgekühlten, aufgeschäumten Fruchtgetränk (Batido) ausklingen.

1. Februar 2004: Weiterfahrt nach Monteverde

Vierte Etappe meiner Rundreise im Jahr 2004: MonteverdeWie bis dahin jeden Morgen ging ich auch an diesem Tag schon vor dem Frühstück meiner Lieblingsbeschäftigung nach: Vögel beobachten. Im Hotelgarten in La Fortuna gab es viel zu sehen und ich konnte sogar zwei Kolibris beim ekstatischen Liebesspiel im Gras (!) betrachten. Anfangs dachte ich, die Vögel würden streiten, weil sie sich so wild gebärdeten. Wie man sich täuschen kann ... Der Vulkan hüllte sich an seiner Spitze nach wie vor in Wolken, die aber heute eine andere Form hatten als in den vergangenen Tagen. Vermutlich würde die Wolkendecke endlich aufreißen, was uns aber nicht viel bringen würde, weil unsere Weiterfahrt zum nächsten Etappenziel auf dem Programm stand.

Zum Seitenanfang ↑

Blick auf den Arenal-SeeNach dem Frühstück und einigen kleinen Erledigungen in La Fortuna - obwohl heute Sonntag war, waren die Supermärkte geöffnet - fuhr die Gruppe um 10:00 Uhr mit dem Bus ab in Richtung Nuevo Arenal. Gegen Mittag kamen wir dort an und wir nahmen in einem sehr touristisch wirkenden Lokal mit Einheitsessen und gesalzenen Preisen unser Lunch ein. Einzig der Blick auf den Arenal-See rechtfertigte die horrenden Preise. Obendrein war die die Qualität der Speisen nicht überzeugend, da war sich die ganze Gruppe einig. Im Vergleich zu dem, was wir bisher in Restaurants gegessen hatten, war das Mittagessen in Nuevo Arenal sehr lieblos zubereitet. Deshalb kürzte ich das Mittagessen ab und ging lieber rund um das Lokal spazieren. In der üppigen niedrigen Vegetation dieser offenen Landschaft versteckten sich zahllose Insekten und die vielen Blüten lockten bunte Schmetterlinge an. Außerdem suchte ich eine Stelle, von der aus ich ein schönes Foto vom Arenal-See anfertigen konnte.

Der Arenal in der FerneWir setzten unsere Fahrt weiter um den See herum fort, fuhren an Tilarán vorbei und schließlich durch die weite, gerodete Landschaft von Guanacaste. Von dort aus hatten wir einen herrlichen Ausblick auf den - natürlich nahezu nicht mehr in Wolken gehüllten - Arenal. Zwar war die Aussicht wirklich schön. Aber den schlechten Zustand der "Straßen" konnte sie nicht wettmachen. Stundenlang fuhren wir über eine holprige Piste, die uns gründlich durchschüttelte, weiter nach Monteverde. Als wir dort ankamen, dämmerte es bereits und wir waren froh, endlich nicht mehr im Bus sitzen zu müssen. An diesem Abend umfing uns der Bergnebelwald mit seiner kühlen, feuchten Luft und ich begann sofort zu frieren, war ich doch inzwischen die hohen Temperaturen des Tieflandes gewohnt. Unser Abendessen im Restaurant der Trapp Family Lodge, in der wir untergebracht waren, tat uns nach der langen Fahrt sehr gut. Beim Einschlafen lauschte ich dem Heulen und Wispern, das der Wind in den Ästen der Urwaldbäume ertönen ließ.

2. Februar 2004: Wanderungen in Santa Elena und Monteverde

Rußdrossel (Turdus nigrescens)Wie bisher an fast jeden Morgen, trafen wir uns auch heute um 06:00 Uhr in der Früh zum ersten vogelkundlichen Spaziergang. In winddichte Jacken und wärmende Pullover gehüllt, durchwanderten wir die morgendliche Kühle des Bergnebelwaldes und hörten dem Gesang der vielen Vögel zu, die wir leider nicht alle zu Gesicht bekamen. Zu den Bewohnern der Umgebung unseres Hotels gehören zum Beispiel die Rußdrossel (Turdus nigrescens), siehe Foto rechts, die Gilbdrossel (Turdus grayi), der Goldbrauenorganist (Chlorophonia callophrys) und der Rostbauchguan (Penelope purpurascens), den wir bei seinem morgendlichen Mahl beobachten konnten. Bald waren auch wir hungrig, weshalb wir uns in den Speisesaal unseres Hotels begaben. Vor dem Essen brachten wir dem Geburtstagskind unserer Reisegruppe ein Ständchen - dank der Nachhilfe unseres Reiseleiters Eduardo sogar auf Spanisch. Das Geburtstagskind wünschte sich, wir mögen heute den Quetzal (Pharomachrus mocinno) sehen. Zu unser aller großen Freude sollte dieser Wunsch tatsächlich etwas später an diesem Tag in Erfüllung gehen.

Zum Seitenanfang ↑

Baumkrone im BergnebelwaldDer größte Teil der Gruppe fuhr nach dem Frühstück nach Santa Elena, um dort den Sky Walk zu besuchen. Unsere Wanderung über dieses Hängebrückensystem, das durch das Kronendach des Bergnebelwaldes führt, war für mich ein echter Höhepunkt meiner Costa-Rica-Reise. Zwei Gruppenteilnehmer begleiteten uns nicht, da sie an Höhenangst litten. Ihre Entscheidung war weise, denn die Brücken schwankten teilweise recht stark und für jemanden mit Höhenangst dürfte dies alles andere als angenehm sein. Die Aussichten, die sich uns während der Wanderung boten, waren dafür umso atemberaubender und ich war begeistert von der Artenvielfalt, die uns umgab.

Männlicher Quetzal (Pharomachrus mocinno)Zunächst führte der Weg über eine Brücke, dann durch einen dichten Wald und bald wieder über eine Brücke. An das Schwanken gewöhnten wir uns rasch. Die Einblicke in die Kronenregion des Bergnebelwaldes waren so vielfältig, dass man alle paar Meter etwas Neues entdeckte. Nach der zweiten Brücke folgte wieder ein Stück Weg durch ein Waldgebiet - und dann saß er plötzlich über uns im Geäst: ein männlicher Quetzal. Minutenlang betrachteten wir ehrfürchtig staunend dieses wunderschöne Geschöpf, bis wir uns irgendwann von diesem herrlichen Anblick losreißen mussten, schließlich wollten wir bis zum Mittag auch noch den Rest des Wanderweges erkunden. Am Ende des Rundwanderwegs gelangten wir zur Kolibri-Galerie, die ihrem Namen alle Ehre macht. Eine Weile blieben wir dort und schauten den quirligen Vögeln beim Nektartrinken zu, dann machten wir uns auf den Weg zum Mittagessen, das wir an diesem Tag nach dem ereignisreichen Morgen sehr genossen.

Im Bergnebelwald von Santa ElenaDen Nachmittag verbrachten wir im Santa Elena Biological Reserve, einem Schutzgebiet in Santa Elena, das bisher noch nicht so überlaufen ist wie das Reservat in Monteverde. Sozusagen aus der Froschperspektive durchwanderten wir nun den Bergnebelwald, nachdem wir ihn morgens aus der Vogelperspektive erlebt hatten. Von unten betrachtet, sieht er vollkommen anders aus als im Kronendach. In Bodennähe dominiert dichter Unterwuchs, der voller Moose, Flechten, Farne und Epiphyten wie Tillandsien und Bromelien ist. Tief im Wald ist es um die Mittagszeit geradezu gespenstisch still und es weht kaum Wind. Bleibt man eine Weile ruhig stehen, hört man im Unterholz raschelnde Geräusche, die zum Beispiel von Vögeln verursacht werden, die unter den welken Blättern nach Insekten suchen.

Zum Seitenanfang ↑

Vegetation im Wald von MonteverdeDie Zeit im Santa Elena Biological Reserve verging wie im Flug und bald brachen wir wieder auf in Richtung Hotel. Nach einem kurzen Stopp zum Einkaufen in Santa Elena und an der nahe gelegenen Käserei der Quäker konnten wir die letzte helle Tagesstunde in der Umgebung unserer Unterkunft nutzen, um spazieren zu gehen. Ich schlenderte allein durch den Wald, sah etliche für diese Region typische Regenbögen, viele interessante Pflanzen und auch einige Vögel, darunter den hübschen Halsband-Waldsänger (Myioborus torquatus). Es war ein wunderschöner letzter Abend in dieser Region Costa Ricas, die wir am folgenden Tag verlassen würden. Doch die Ruhe des Abends sollte nicht lange anhalten ...

3. Februar 2004: Weiterfahrt zum Carara-Nationalpark

Fünfte Etappe meiner Rundreise im Jahr 2004: Carara-Nationalpark und UmgebungUm kurz nach Mitternacht begann es heftig zu stürmen. In meinem großen Bungalow wurde es so kalt, dass ich einen Pullover über meinem Schlafanzug anziehen musste, um unter der (dicken) Bettdecke nicht zu frieren. Natürlich durften auch die obligatorischen Socken nicht fehlen, schließlich bin ich eine bekennende "Frostbeule". Nachdem ich trotz des lauten Tosens des Sturmes wieder eingeschlafen war, riss mich eine Berührung im Gesicht aus dem Schlaf. Verschreckt griff ich nach meiner Taschenlampe und sah einige Meter entfernt zwei glühende Punkte lautlos durch den Lichtkegel huschen. Erst nachdem ich meine Brille aufgesetzt hatte, konnte ich den mehr als handtellergroßen Nachtfalter erkennen, der durch meinen Bungalow flog.

Hauptgebäude der Trapp Family Lodge am frühen MorgenVöllig gerädert ging ich um 07:00 Uhr in den Speisesaal, in dem lauter frierende Vogelfreunde über ihre Teller gebeugt sehnsüchtig auf eine warme Portion Rühreier und Gallo Pinto sowie Kaffee und Tee warteten. Dass es im Bergnebelwald kühler als im Rest des Landes sein würde, war uns im Vorfeld bereits bewusst gewesen. Dass es aber so kalt wie in der vergangenen Nacht werden könnte, hatten viele von uns nicht für möglich gehalten. Auch hatte das laute Tosen des Sturms dazu beigetragen, dass viele meiner Mitreisenden ebenso wie ich kaum ein Auge zugetan hatten. Doch nach dem Frühstück sah die Welt gleich wieder viel freundlicher aus.

Blick auf die Pazifikseite des Bergnebelwaldes von MonteverdeUm 08:00 Uhr verließen wir den vom Sturm geschüttelten Wald von Monteverde und fuhren zur Finca Ecológica nach Santa Elena. Dort schien zum Glück die Sonne, aber noch immer stürmte es stark. Deshalb sahen wir in dem auf der Pazifikseite des Landes gelegenen Bergnebelwald fast keine Vögel. Dafür kreuzte aber ein Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata) unseren Weg und wir konnten einen Kaffeestrauch (Coffea arabica) aus der Nähe betrachten. Unter den wenigen gefiederten Waldbewohnern, die wir zu Gesicht bekamen, waren ein Kletterwaldsänger (Mniotilta varia) und ein Braunhäher (Cyanocorax morio). Alles in allem war der Waldspaziergang deshalb sehr schön und wir waren begeistert von der Artenvielfalt. Bald fuhren wir weiter in Richtung Carara-Nationalpark. Unterwegs konnten wir den beeindruckenden Bergnebelwald, in dem wir die vergangenen Tage verbracht hatten, aus einiger Entfernung sehen. Je weiter wir uns von ihm entfernten, desto spärlicher wurde die Vegetation.

Zum Seitenanfang ↑

Riefenschnabelani (Crotophaga sulcirostris)Nach einer Weile erreichte unser Bus die berühmte Panamericana, also jene Straße, die gleichermaßen durch Nord-, Zentral- und Südamerika verläuft. Das Teilstück, welches wir befuhren, war in beide Richtungen jeweils einspurig und damit recht unspektakulär. Nach dem Mittagessen in einem Road Stop, in dem wir Heerscharen von Touristen aus den USA antrafen, erreichten wir am Nachmittag den Eingangsbereich des Carara-Nationalparks. In brütender Hitze harrten wir aus, um auf die Hellroten Aras (Ara macao) zu warten, die dort am späten Nachmittag auf dem Weg zu ihren Schlafbäumen vorbeifliegen. Hoch oben am Himmel sahen wir tatsächlich einige Aras. Die Riefenschnabelani (Crotophaga sulcirostris), siehe Foto in diesem Absatz, waren leichter zu beobachten. Diese Vögel hielten sich ganz in unserer Nähe auf und hüpften nach einer Weile direkt vor unseren Füßen im Gras herum.

Flusslauf auf dem Gelände des Hotels Villa LapasBald erreichten wir das nahe gelegene Hotel Villa Lapas, in dem wir uns für eine Nacht einquartierten. Das Hotelgelände ist wunderschön, gern wäre ich dort länger geblieben. Ein kleiner Flusslauf windet sich an den flachen Häusern entlang und ringsherum erheben sich riesige Urwaldbäume. Für meinen Geschmack zu touristisch und bei weitem zu kitschig ist der Nachbau eines einheimischen Dorfes, in dem - wie sollte es auch anders sein - etliche Souvenirgeschäfte untergebracht sind. In dieser künstlichen Kulisse aßen wir zu Abend, während um uns herum Frösche in allen erdenklichen Tonlagen quakten und piepsten.

Weiter mit Teil 2 des Reiseberichts ...

 

Zum Seitenanfang ↑